Casino Gitano - Interview - Trinkteufel - 16.09.2004

Die Leute von Casino Gitano hatten ja schon eine Weile auf sich aufmerksam gemacht und sich durch sämtliche Läden Deutschlands gespielt. Doch letztlich haben wir es erst jetzt geschafft ein Interview mit der Live-Tango-Clash-Gipsy-Hardcore-Combo zu machen. Was aus einem Soli Konzert für einen Freund entstand, ist jetzt zu einer festen Formation von Leuten aus aller Herren Länder und Szenen geworden, die sich durch nichts den Spaß nehmen lassen und auf jeden Fall wissen, wie man die Party am Laufen hält. Na dann mal Prost Leute und auf dass die nächste Runde Tequila serviert wird!

VOC: Casino Gitano zeichnet sich ja da durch aus, dass ihr, wie sich dass für eine Gipsy-Combo gehört, ziemlich bunt gemischte seid. Woher kommen denn alle so?

Kai: Die Violinin ist aus Schweden, die Flöten-Spielerin aus der Schweiz, der Sänger ist aus Paris, die Sängerin hier, Ivana, aus Barcelona, die Tänzerinnen aus Alicante, Andalusien, von den zwei Flamenco-Spielern kommt einer aus Serbien und einer aus Sizilien....

VOC: Und der Mann mit dem Cajon?

Kai: Der kommt aus Deutschland. Wir machen das immer so, der Flamenco aus Serbien, das Cajon aus Deutschland....

VOC: Wo habt ihr denn eure musikalischen Wurzeln?

Ivana: Im Osten, und aus dem Süden Spaniens. Aber die meisten Einflüsse kommen aus dem Osten.

Kai: Typische Sachen vom Balkan, Arabisch, Gipsy Musik halt.

VOC: Und wie würdet ihr euren Stil beschreiben? Ich habe nämlich versucht, eine Beschreibung für das zu finden, was ihr macht, bin aber zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen.

Ivana: Unsere Musik hat etwas sehr freies, da es ja Musik der armen Leute ist, Musica de la Fiesta.

Kai: Ja, aber wir haben auch immer etwas punkiges... Wir mischen alles ein bißchen und ändern es ab. Unser Sound ist etwas dreckiger. Es ist nie nur Tango oder Flamenco.

VOC: In was für Bands habt ihr vorher gespielt?

Ivana: Uff, Kai hat da einen langen Lebenslauf....

Kai: Ich habe vorher in Punk-Bands gespielt, auch mal eine Mischung aus Hardcore. Bands wie The Fuck You Crew, Jelly Confetti, Kumpelbasis...

Ivana: Für mich ist es das erste Mal, dass ich in einer Band singe. Vorher hab ich gar nichts in der Richtung gemacht.

VOC: Ihr habt ja auch schon im Ausland gespielt. Wo hat es euch da hin verschlagen?

Ivana: Wir waren schon in der Schweiz, in Italien, Österreich und natürlich in Deutschland. Von Deutschland kenn ich jetzt echt alles, man....

VOC: Und wo geht es demnächst noch hin?

Ivana: Nach Russland. Wir haben da ein Projekt in St. Petersburg.

Kai: Ja, Moskau, St. Petersburg. Wir werden dort ein paar Lieder aufnehmen und dann zwei Konzerte spielen. Wir bleiben so eine Woche dort, una semanita de fiesta...

Ivana: Wir können leider nicht länger bleiben, weil die Mehrheit der Band arbeiten gehen muss oder Kinder hat.

Kai: Ja, aber ich hätte auch Lust in Romänien zu spielen. Oder Spanien, Italien...

VOC: Gibt es denn noch Pläne für Konzerte in anderen Ländern?

Kai: Ja, im nächsten Jahr.

VOC: Ihr habt euch ja alle hier in Deutschland zusammen gefunden und wohnt fest in Berlin, die meisten in Kreuzberg. Was verbindet euch mit Berlin oder Kreuzberg?

Ivana: Ja, zum Franken und Trinkteufel haben wir eine sehr starke Bindung...

Kai: Ja und zum Bauwagenplatz hier in Kreuzberg...

Ivana: ...weil drei von unserer Band, die Violinistin, die Flöten-Spielerin und ich, dort wohnen. Ja man, we are white trash.

VOC: Ihr habt einige Konzerte mit Banda Bansotti und Fermin Muguruza gespielt. Was für eine Verbindung habt ihr zu diesen Bands?

Kai: Ich denke, wir haben die gleiche Vorstellung im Kopf. Und die gleichen Leute organisieren die Konzerte. Es kann aber auch genauso sein, dass wir nächstes Mal mit einer anderen Band spielen als Banda Bassotti.

VOC: Worin seht ihr den Unterschied zwischen einer Band wie euch, die sich da durch auszeichnet, dass sie viel live spielt, und einer Band, die immer nur CD´s produziert und nur einmal im Jahr auf Tour geht?

Kai: Das kann ich dir sagen du, das kann ich dir sagen! Komm mit uns mal ein Wochenende mit und dann wirst du schon sehen, was der Unterschied ist!

Ivana: Son locos...

Kai: Sehr Energetisch, wir machen weiter und weiter und weiter...

Ivana: Die Tänzerinnen sind die schlimmsten...

Kai: In einer Stunde schlafen sie wie in acht. Und dann stehen sie voll frisch wieder auf ...

Ivana: Ja, aber Kai ist eigentlich der, der der nie schläft!

VOC: Zurück zur Musik. Worum geht es bei Lalito quiero ver?

Kai: Lalo ist ein Freund von uns aus Berlin der nach Barcelona gegangen ist und wir wollten uns dort mit ihm treffen. Aber er war letztlich gar nicht dort, sondern im Baskenland. Und später haben wir nur noch gehört, dass er in Madrid sei und letztlich in den Pyrinäen.

Ivana: Ich kenn ihn gar nicht. Ich singe zwar das Lied, aber an dem Tag, wo er den Song mal hört, wird er wohl aus allen Wolken fallen, weil ich ihn gar nicht kenne.

VOC: Ihr habt ja auch einen Remix von diesem Song gemacht. Was denkt ihr über die neue Entwicklung traditionelle Musik mit Elektro zu mischen, wie es auch Bands wie Ojos de Brujo oder Macaco machen?

Kai: Wir sind da ganz offen. In den kommenden Konzerte haben wir auch einen DJ dabei. Mal sehen wie das wird.

Ivana: Ja, aber eigentlich haben wir einen anderen Stil, mehr Party, mehr Gipsy...

VOC: Wollt ihr mehr Remixe in der Art machen oder bleibt es bei der akustischen Musik?

Ivana: Das wäre schon gut...

Kai: Gruppen wie Ojos de Brujo haben ja auch einen DJ. Das hängt halt immer davon ab, wir sind da ganz offen.

Ivana: Aber eigentlich machen wir mehr fiesta natural, mehr Akustik.

Kai: Wir brauchen keine Elektrizität...

VOC: Ende. Danke für das Interview.

Anne-Sophie Haack / VOICE OF CULTURE
(www.voiceofculture.de)